Hier eine kleine Betriebsanleitung zur Nutzung der Minox AIII
Der (ungekoppelte!) Belichtungsmesser scheint tatsächlich noch zu funktionieren. Das ist bei den CDS-Zellen eher unüblich.Filme kann man über Fotoimpex und andere Anbieter für ca. 30 Euro erwerben, wenn das Geld entsprechend locker sitzt oder man einfach erst einmal probieren will, wie man damit klarkommt. Später sammelt der Minox-Nutzer dann wie verrückt Filmkassetten, kauft sich irgendwo, wie zum Beispiel bei Camerhack.it einen "Filmsplitter", schneidet sich aus 35mm Filmen zwei 9,1mm Filmspuren, die dann in völliger Dunkelheit abhängig von der gewünschten Bildzahl in vier bis sechs Minox-Kassetten eingespult werden. Dazu gibt es in Youtube viele Videos.
Vorsicht (!!!): Nie zu große Filmempfindlichkeiten auswählen! Die Blende 3.5 ist bei gutem Wetter schnell ein Garant für erforderliche Belichtungszeiten kürzer als 1/1000. Ich nutze fast nur Fomapan 100 oder Rollei Retro 80, die ich auch 50 ASA belichte und nach der so genannten "Boxspeed" also 100, respektive 80 ASA entwickele. Schwarzweißnegativfilm ist immer besser leicht überbelichtet.
Zum Filmwechsel:
Die Art der Filmführung sorgt dafür, dass das Filmende bei der Kamera nicht spürbar ist. Man notiert sich also irgendwo die Länge des Films (15, 36 oder 50 Aufnahmen) und achtet darauf, dass der Filmzähler diesen Wert beim aktiven Fotografieren nicht überschreitet. Anschließend transportiert man den Film in der geschlossenen Kamera so weit, bis man an dem roten Punkt angelangt ist. Dann erst folgt der Filmwechsel:
Bei Deiner Kamera wird auf der Unterseite die leicht fingernagelförmige Einkerbung eingedrückt, um die Kamera weiter aufziehen zu können. Zu beachten ist, dass die aufgezogene Kamera wieder um ca zwei Millimeter zugeschoben werden muss, wo sie ganz leicht einrastet. In dieser Stellung ist die Andruckplatte auf der Filmrückseite geöffnet und die alte Kassette kann herausgeschüttelt werden, respektive die neue Kassette eingelegt werden. Das geht immer ohne Krafteinsatz. Bei der Minox A fallen die Kassetten förmlich in ihr Lager.
Anschließend wird die Kamera wieder vorsichtig (!) zugeschoben zwischen der Kassette und dem Schieber liegt die Toleranz bei Null (!) Mikrometer. Hakt da was, dann sollte die Kassette nochmals entnommen und inspiziert werden. Bei selbstgefüllten Kassetten könnte zum Beispiel einer der Deckel nicht richtig geschlossen sein oder (!!!!!!) der geschnittene Film zu breit sein. Ist der Deckel auf der Seite mit der großen zylindrischen Öffnung auf der Unterseite nicht richtig geschlossen, würde ich ihn über die Schnappverschlüsse andrücken und die Kassette weiterverwenden. Ist der Deckel auf der anderen Seite nicht richtig dicht under der Film zu breit geschnitten, dann geht diese Kassette als Lehr- und Trainingsmaterial für "Fingerübungen" in die Schublade zurück und ich verwende eine neue Kassette.
Nach dem Schließen wird der Film zur Null oder zum ersten fetten schwarzen Punkt bewegt. Das geschieht nach dem völligen Schließen der Kamera durch Auseinanderziehen und Schließen. Das bedeutet aber auch, dass die Kamera bei jedem Öffnen und Schließen den Film weiter transportiert. Hier gilt also: Erst denken, dann Kamera öffnen und schießen. Oder anders herum: Ist die Kamera erst einmal offen, ist es egal, was für ein Bild man schießt.
Dann ist das High-Techgerät aus den Dreißigern zum Einsatz bereit.
Als Erstes benötigt man dafür einen Belichtungsmesser. Digitalfreaks führen meistens ein Smartphone mit sich. Dafür lassen sich gute Apps herunterladen. Das Objektiv hat eine Blende von 3,5. Man kann also beruhigt Angaben zu Blende 4 vom Belichtungsmesser nutzen, um die Verschlusszeiten einzustellen.
Die Kamera kann mit ihrer kurzen Brennweite Nahaufnahmen machen. Zur Entfernungsmessung ist an der Kamera eine Kette mit kleinen Kugeln angebracht, die mit zunehmender Distanz von der Kamera die zunehmenden Entfernungen auf dem Entfernungseinstellrad abbilden. Einfach die an der Kamera befestigte Kette bis zu dem Objekt ziehen, Entfernung messen, an dem kleinen schwarzen Punkt gegenüber vom Filmzähler einstellen und fertig. An dem oben genannten Punkt verläuft noch eine schwarze gebogene Line parallel zum Einstellrad. Innerhalb der Grenzen dieser Line sichtbare Entfernungen werden scharf dargestellt, es handelt sich also um die Hyperfokaldistanz. Also bei entsprechender z.B. zwischen Unendlich und etwas mehr als zwei Metern oder zwei Metern und knapp einem Meter.
Zur Kontrasterhöhung und auch als "Graufilter" bei Schwarzweißfilmen verfügt die Kamera vorne über dem Sucher über einen Schieber, mit dem sich ein Orange- und ein Grünfilter vor das Objektiv schieben lassen. Grob kann man sagen, dass der Orangefilter zwei und beim Grünfilter eine Blendenstufe mehr an Verschlusszeit kosten. Diese Filter werden beim Schließen der Kamera wieder zurückgeschoben. Will man also weitere Fotos mit einem der Filter machen, dann muss man ganz bewusst agieren und sich den Filter wieder vor das Objektiv schieben!
Zur Filmentwicklung gibt es verschiedene Möglichkeiten. Es gibt Labore, die die Kassetten (dankbar!) entgegennehmen, um sie nach der Entwicklung weiterzuverkaufen oder selber wieder zu befüllen.
Man kann mittels spezieller Filmspulen den Film in einen Jobo Tageslichttank füllen oder den originalen Minox Entwicklungstank verwenden. Letzterer stell auch die einzige Möglichkeit dar, den Film bei Licht in einen Tank zu laden. Alle anderen Möglichkeiten verbieten jede Art von Licht, da heutige Schwarzweißfilme "panchromatisch" sind, also für Licht aller Farben sensibilisiert sind. Weiter geht es mit dem ganz normalen Laborprozess.
Leute ohne Dunkelkammer: Nach dem Entwickeln lässt sich der Film dann auf einer Lichtplatte liegend mit einem Makro-Objektiv oder über einen guten Scanner einscannen. Den Rest wie Umkehr, Dichtekorrektur, Abwedeln, Nachbrennen und andere Dunkelkammerarbeiten macht man dann in Lightroom.
Für die Minox wurden von dem Herrn Zapp noch -zig Zubehöre designt. Am wichtigsten ist der Stativaufsatz, der auf die Kamera geklemmt wird und neben dem festen Halt auch ein Schraubgewinde für den Fernauslöser bietet.
Ich wünsche Dir viel Spaß mit diesem kleinen Wunderwerk der Technik.
Bei Fragen stehe ich gerne zur Verfügung. Auch findet sich bestimmt eine Gelegenheit, life und in Schwarzweiß (oder Farbe?) mal Erfahrungen auszutauschen.
Ach ja: Ich schrieb es schon, so glaube ich, in meiner Vorstellung:
Filmformate außerhalb der 24x36 mm "Knipsformate" verlangen aus irgendeinem, mir nicht verständlichen, Grund mehr Aufmerksamkeit bei der Komposition. Hier gilt immer, dass weniger mehr ist. Das gilt sowohl für die Informationsdichte auf dem Bild wie auch für die aktive Nutzung der Tiefenschärfe. Das 8x11 mm Filmformat verhält sich da nicht anders als eine 20x24 Zoll große Filmplatte (Ja, in der Größe wird tatsächlich immer noch fotografiert).